Rückblick 2005

Kirschencamp in Ostdeutschland

Zeichnung: CircleMitte Juni 2005  ★  Auf einer Kirschenplantage zur Kirschenreifezeit – das klingt gut, nicht wahr? Die Plantage wird notdürftig noch von ABM-Kräften gepflegt. Deren Arbeitszeit beginnt mit einer Stunde Kirschen-Essen – richtig so! Am Camp nahmen bis zu 5 Leute teil. Sie meinen, es muss auch 2006 stattfinden, gerne mit größerer Beteiligung. Die Kirschen reichen jedenfalls ohne Ende.

 

 

Gartencamp bei Hannover

Foto: 4 Leute auf einem vielleicht etwas abenteuerlich aussehenden Floss

Zeichnung: Circle30.07. - 07.08.2005  ★  „Das Schö­ne an diesem Camp ist die pri­va­te, fa­mi­li­ä­re At­mos­phä­re“, meint El­ke An­ders, die auch ihren Sohn mit­ge­bracht hat. Bordenau, mein ehemaliger Wohnort, liegt 30 km nordwestlich von Hannover. Heinz Job, ein konsequenter Urmethodiker, stellte für das Camp seinen Hausgarten zur Verfügung. In 2 km Entfernung gibt es einen Badesee und in 300 m die Leine, einen Nebenfluss der Weser. Die eignet sich hervorragend zum Floßfahren. Da mein Floß höchstens 4 Leute über Wasser hält, sind wir in 2 Gruppen gefahren. Denn das Camp hatte bis zu 10 Teilnehmer/innen. Der Fluss hat eine gute Strömung und macht große Kurven; wir fuhren flussabwärts und trugen es über Land zurück. Schön waren auch die Wanderungen; Bordenau ist von Wäldern umgeben. Es gab jede Menge Früchte und Kräuter zu ernten. Zudem hatte der Supermarkt genügend Obst und Gemüse im Vorrat, außer – kein Wunder – Avocados.

 

Radtour Hannover - Freiburg

Zeichnung: Radfahrer07. - 14.08.2005  ★  Die Radtour begann in Bordenau beim Gartencamp (s. o.) und endete in Freiburg beim Sommercamp (s. u.). Radtouren mit Freiluft-Übernachtungen hatte ich schon als Student gemacht. Nun aber wollte ich die ganze Tour barfuß fahren. Ich war unsicher: Werden die Füße nicht weh tun? Ich packte alte Sandalen ein, die gerade noch benutzbar waren. Nach 2 Tagen stellte ich aber fest: Die Füße machen keine Probleme. Die Sandalen landeten unsanft im Müllcontainer; ich fuhr die ganzen 900 km barfuß. Die Füße brauchen doch Beweglichkeit und Luft! Nach meiner Meinung ist die Verletzungsgefahr nicht so groß; sie wird aufgewogen durch die kräftigeren Füße. Wir waren einige Tage 5 Radler, bis Michael und Roland Bahmann Knieschmerzen bekamen und aufgeben mussten. Zu dritt fuhren wir weiter; im Durchschnitt 120 km pro Tag. Reiner musste am 14. 08. mit dem Zug nach Hause fahren; das beschleunigte unser Tempo. Unterwegs besuchten wir Elke Anders und ihren Sohn, die wir zuvor auf dem Gartencamp in Bordenau kennen gelernt hatten. Für den Regenfall waren wir mit Tarps (Planen, die man mit Schnüren über den Schlafplatz spannt) ausgerüstet. Doch Reiner erwies sich als wasserscheu, wenn das Wasser massenhaft vom Himmel kommt; wir schliefen nur einmal unter den Tarps, ansonsten in Schutzhütten oder bei Bauern im Stroh. Wir hatten jedoch überwiegend gutes Wetter. Rolf ist mit dem Fahrrad schon bis nach Spanien, Griechenland und Dänemark gefahren; damals allerdings nur als Teil-Rohköstler. Diese Tour hat ihn nun von der Urkost überzeugt; in den letzten Tagen fühlte er sich so fit wie noch nie! Bei ihm zu Hause verbrachten wir die letzte Nacht; er wohnt bei Freiburg.

 

Sommercamp bei Freiburg

Zeichnung: Circle15. - 27.08.2005  ★  Am ersten Tag sah es nicht günstig aus um das Sommercamp: Es regnete unaufhörlich. Ich hatte bei Bekannten in Freiburg übernachtet. Am Nachmittag setzte ich mich endlich aufs Rad und fuhr durch den Regen zum Kleinen Opfinger See, wo das Sommercamp stattfinden sollte – nach einigem Suchen traf ich einen Teilnehmer. Doch mit dem Wetter steigerte sich die Teilnehmerzahl auf bis zu 20. Bei Sonnenschein lässt es sich gut baden im See. Im Laufe der Tage bauten wir auch hier ein Floß. Die Materialien hat ein Freiburger Freund aus einem Krankenhaus und von Baustellen besorgt. Besonders die Kinder hatten ihre Freude daran, auf dem See Floß zu fahren. Als das Wetter noch einen Regentag einlegte, war ein Freiburg-Bummel angesagt, ansonsten Tageswanderungen im Schwarzwald und im Rheintal.

 

Gemütliche Wanderung bei Freiburg

Zeichnung: Wanderer27.08. - 03.09.2005  ★  Mein größtes Vorhaben 2005 war die Wanderung von Deutschland nach Spanien. Jedoch bestand auch der Wunsch nach einer gemütlichen Wanderung mit Kindern. So starteten wir am Sonntag, dem 27. 08. um 11 Uhr mit 5 Kindern und 12 Erwachsenen beim Sommercamp. Ich hatte eine Route ausgewählt, die weitgehend an Wasserwegen verlief, mit der Idee, das Floß parallel zur Wanderung mitlaufen zu lassen. Der nächste Fluss, die Möhlin, war jedoch 8 km entfernt. Also trugen wir das 2 mal 2 m große Gefährt einen Tag lang – manchmal zu zweit, manchmal zu viert. Die Breite und der Wasserstand der Möhlin waren knapp bemessen; mit ein paar Brombeerkratzern kamen wir gerade noch durch. Solche Abenteuer liebe ich! Außer mir war noch ein Kind auf dem Floß. Dann der Rhein – die Strömung sah beängstigend aus. Doch sie erwies sich als ungefährlich für uns, und da wir stromabwärts fuhren, war es sehr angenehm. Wir trugen das Floß 4 km bis zum Rhein-Rhône-Kanal in Frankreich. Jetzt hatten wir Gegenströmung – es wurde anstrengend, und das Interesse der Kinder ließ nach. Wir behielten es noch 2 Tage, weil Marion Fußblasen hatte, dann verschenkten wir es. Die Wanderung verlief glatt, wir hatten trockenes Wetter, die Stimmung war gut. Wir aßen – wie auch bei den anderen Veranstaltungen – teils selbstgesammelte, teils gekaufte Urkost. Die Kinder freuten sich allerdings auch auf das Ende der Wanderung und auf die Freunde zu Hause. Sie sind alle Geschwister, Kinder von Gudrun Hering, und in den Ferien möchten sie natürlich etwas mit Kindern aus anderen Familien unternehmen. Am 02. 09. überquerten wir den Rhein ein zweites Mal – 25 km weiter stromaufwärts. Tags darauf waren wir gegen Mittag am Bahnhof Müllheim, und die meisten verabschiedeten sich. Vermutlich werden viele sich wiedersehen. Jeder hat eine eigene Weltanschauung und Lebenseinstellung; eine eigene Art, natürlich zu leben. Es war lehrreich, mit ihnen allen eine Woche in der Natur zu verbringen. Für 11 Leute ging es in Müllheim erst richtig los: Sie begaben sich auf eine drei Monate lange Wanderung nach Süd-Spanien.

 

Wanderung nach Spanien

Foto: Wir Wanderer auf einem kleinen Berg an der Doubs

Zeichnung: Wanderer03.09. - 15.10.2005  ★  Rund 2.200 km lang war die vor­­­­­gesehene Stre­cke. Ich hat­te eine Rou­te aus­­ge­­sucht, die nicht über Ber­ge, son­dern weit­ge­hend durch Tä­ler ver­lief: entlang dem Rhein-Rhône-Kanal, der Doubs (auf dem Foto ist sie links unten zu sehen), der Saône, der Rhône und der Mittelmeerküste. Autostraßen wollte ich jedoch weitgehend vermeiden; kleine Wege sollten es sein. Auf rund 40 km pro Tag wollte ich kommen.
Heiße Diskussionspunkte
Sven beispielsweise, der jahrelange Wandererfahrung und eine perfekte, also sehr leichte Ausrüstung hat, plädierte für Wanderwege; Verkehrs- und Maschinenlärm konnte er gar nicht leiden. Andere Teilnehmer hatten dagegen nicht einmal mit größeren Autostraßen Probleme, wenn es die kürzeste Strecke ist. Sven ging sogar mehrmals alleine über die Berge. Das Wiedertreffen klappte erstaunlich gut. Fast auf die Minute traf er ein, während wir ihm noch ein Zeichen auf den Weg legten – obwohl Bergwege natürlich anspruchsvoller sind. Er ist fit und hat ein starkes Tempo drauf, wünschte sich aber auch mehr Pausen; mehr Genuss statt Disziplin. Am 17. 09., als die Mehrheit gerne die Großstadt Lyon durchqueren wollte, ließ er schließlich einen Abschiedsgruß ausrichten, machte Kehrt Richtung Bahnhof und fuhr zurück.
Aufhören können
Sven war der sechste ... Bei dieser Strecke empfiehlt es sich, das Ziel Süd-Spanien nicht als Pflicht zu betrachten, sondern so lange mitzuwandern, wie es Spaß macht. Drei Monate Spaß am Wandern – das gab es aber nur bei mir. Als Hauptursache vermute ich das zu schwere Gepäck meiner Gefährten. Vieles was die vielen hundert Kilometer mitgeschleppt wurde, steckte die ganze Zeit nur im Rucksack; es wurde nicht benutzt. Anderes wurde zwar benutzt, brachte aber doch kaum einen Vorteil. Ich habe es im Laufe der Jahre gelernt, mein Gepäck leicht zu halten. So lief ich ab dem 16. 10. alleine weiter – und ich machte es gerne so. Wiltrud aber wurde zum Aufhören gezwungen, obwohl sie gerne weitergewandert wäre: Sie konnte plötzlich nur noch auf allen Vieren krabbeln! Starke Knieschmerzen machten ihr das Weiterlaufen unmöglich. Eine Autofahrerin brachte sie zum Krankenhaus. Nach einer Röntgenaufnahme fuhr sie mit dem Zug gleich weiter zu Valentina nach Hause. In den Bahnhöfen setzte sie sich einfach auf einen Kofferkuli und ließ sich von Valentina oder Elvira, die die Wanderung zum selben Zeitpunkt abbrachen, schieben. Etwa 3 Wochen dauerte es, dann konnte sie wieder normal laufen. Die Behandlung bestand allein aus Blutegeln. Was genau mit dem Knie passiert ist, wissen wir nicht, weil sie nach der Röntgenaufnahme jede weitere Untersuchung ablehnte – richtig so; wir wollen es gar nicht wissen! Fragt hier jemand warum? Weil wir allein der Natur vertrauen!
Ein Abenteuer folgt hier noch; es lässt sich mit einigen Worten mehr schöner beschreiben.
Dauerregen – und die Folgen
13. 10. 2005, 14 Uhr: Volkhart, Armin und ich sitzen in einer großen Halle. Draußen regnet es unaufhörlich mit heftigen Schauern. Wir beschließen, einen halben Tag lang getrennte Wege zu gehen. Denn nach 2 Tagen Dauerregen haben Armin und Volkhart keine Lust mehr auf Wanderwege und wählen Straßen, die laut Karte stark befahren sind. Die sind mir aber auch bei Regenwetter zuwider; ich gehe den Fernwanderweg GR 92, den wir schon öfter gegangen sind; er ist zumeist gut gekennzeichnet. Allmählich lässt der Regen nach. Es bleiben die Folgen: Überschwemmungen!
17 Uhr, das Wasser reicht mir bis zum Knie, da sehe ich vor mir eine reißende Strömung quer über den Weg. Ich versuche es an einer anderen Stelle, wo Bäume über den Strom ragen - es ist unmöglich, da durchzukommen. Eine Brücke ist in Bau - hilft nichts. Mehrere km gehe ich über Felder bis zur nächsten Brücke.
19 Uhr - es wird dunkel. Ich probiere erneut einen kleinen Weg, laufe jedoch bald wieder im Wasser. Nun aber endgültig Autostraße! Für die Größe ist sie erstaunlich wenig befahren. Warum wohl? Die Straße ist wegen Hochwasser gesperrt. Ein Polizist schickt mich auf einen Weg in das Dorf Palau-Sator. Dort angekommen frage ich ein Pärchen nach dem Weg nach Pals, unserem Treffpunkt. Die Frau antwortet auf deutsch - sie stammt aus Freiburg! Sie kennt mehrere Wege, aber keinen, der nicht überschwemmt ist. Wir kommen ins Gespräch. Die beiden erwärmen sich für unsere Wanderung und überreden mich, in ihr Jeep zu steigen. Sie wollen mit mir einen Weg versuchen.
21 Uhr - das Auto steht im Wasser. "Hier kann ich unmöglich wenden; jetzt fahren wir irgendwie durch!", sagt die Fahrerin. Wir fahren, es wird tiefer, das Autolicht verdunkelt sich - es steht unter Wasser! Dennoch kommen wir durch. "Das war lebensgefährlich", bescheinigt uns an der anderen Seite ein Bauer. In Pals an der Kirche finde ich keinen Armin und keinen Volkhart mehr, dafür 2 Zweige als Zeichen, dass sie hier waren. Tags darauf wandere ich alleine weiter und treffe die beiden am 15. 10. in Lloret de Mar, unserem vereinbarten Ersatz-Treffpunkt, wieder. Dort bleiben sie noch 2 Tage und fahren dann mit einem Bus zurück nach Deutschland. Ich laufe alleine weiter bis nach Andalusien.
Das Essen Wir kauften regelmäßig Obst, Gemüse und Nüsse ein, ernährten uns aber überwiegend von Selbstgesammeltem. Je nach Region wechselten die Früchte, die wir fanden: von aus Deutschland bekannten Früchten wie Äpfel, Birnen, Pflaumen, Kornelkirschen, Schlehen, Tomaten und Mais über Pfirsiche, Weintrauben, Feigen und Erdbeerbaumfrüchten bis zu Kaktusfeigen, Karobschoten, Granatäpfeln und Datteln in Spanien. Einige Früchte aßen wir auch, die wir nicht kannten: Da waren z. B. eiförmige, orange Früchte mit weicher Schale und innen einem Marakuja-ähnlichem Fruchtfleisch. Die Pflanze klettert Zäune hoch. Wilde Kräuter wurden ab etwa Lyon wegen der Trockenheit etwas spärlicher. Irgendwann fing ich an, sie in Plastiktüten zu sammeln, um immer welche bereit zu haben. Durchgehend bis Spanien fanden wir die wilde Malve, die Melde, den Fenchel und den Löwenzahn, andere wie die Brennessel nur noch selten. Manche essbaren Pflanzen lernte ich erst in Spanien kennen, vor allem solche mit dicken Blättern (Sukkulenten); ebenso eine leckere Algenart, die ich am Strand fand.
Die Nächte Wir schliefen stets draußen, meistens unter unseren Tarps. Das sind gewebeverstärkte Plastikplanen, die wir mit Schnüren über die Schlafplätze spannten. Ein Zelt hatte keiner dabei, um Gewicht zu sparen. Allerdings empfand ich manche Tarps als überdimensioniert; das größte maß 4 mal 6 m. Es hätte für eine ganze Familie gereicht. Mein Tarp war recht knapp bemessen: 1,5 mal 2,2 m. Dennoch habe ich darunter so manchen starken Regen überstanden. Bei Dauerregen suchten wir uns ein Vordach von einem größeren Gebäude oder ein anderes größeres Dach.

 

 

 

Om-Deko